Pharaoe's Call

Sonntag, 28. September 2003

Siebenunddreißigste Ausgabe
- Seite 2 -

Tiere, die besten Freunde des Menschen


(Wolfgang Engelhorn, Cairo) Es wird Sommer, man geht in die Küche und will nur schnell am Waschbecken einen Apfel abwaschen und ... da entdeckt man sie! Kleine, emsige und wild umherstreifende Namls!
Der Forscherdrang bricht hervor und man verfolgt die Spur, die über alle, noch so kleine Speisereste an den Wänden entlang, oft zu unglaublichen Gründen führt wie Steckdosen, Verteilerbuchsen oder irgendwelchen Fugen zwischen den Kacheln. Da gutes Zureden nicht hilft, werden sie das erste Mal mit dem Finger plattgedrückt und ihre Wiederkehr durch den Wegschluss aller möglichen Essensreste zu verhindern gesucht. Aber weit gefehlt. Am nächsten Tag findest du sie wieder und dein freundliches Zureden gipfelt in er Androhung und dann in der dem ökologisch interessierten Mitteleuropäer verpönten Benutzung von umweltverträglichem Insektenvernichtungsmittel – nur der Ignorant benutzt sofort das hochwirksame „ Piffpaff“!
Eine kleine Episode? Mitnichten. Die Zeit der Nahrungssucher hat begonnen!
Plötzlich tauchen, wenn man im Badezimmer das Licht anmacht, die großen Ameisen auf, rennen geschäftig umher und man fragt sich, was können die nur im Badezimmer suchen oder sollte es sich um „insekte“ Spanner handeln?
Der tierliebende Mensch ignoriert sie, die Kinder treten auf sie und bringen sie mit einem lauten „Krrr“ in den Insektenhimmel und du hast deine Hemmungen schon weitgehend hinter dir gelassen, mehrere Flaschen des bekannten Mittels auf Vorrat gekauft und bringst sie nun zur Anwendung!
Andere Tierchen wollen nun auch ihren Anteil an deinem wohlgefüllten Mülleimer erhalten und balgen sich darum. „Piffpaff“ richtet`s und die Kakerlaken kakern auf den Schalen!

Doch nun zur eigentlichen Geschichte!
Es war im letzten Monat! Ich bemerkte kleine wurmförmige, aber mir unbekannte schwarze Gebilde auf dem Badezimmerfensterbrett und dann auch in der Küche! Meine Neugierde war wieder geweckt!
Bei der Hitze lässt man natürlich gerne Türen und Fenster offen und nachdem ich die Tür zum Dach (ich wohne in der obersten Etage) mit einem Drahtgitter abgedichtet hatte und ich somit auch keinen ungebetenen Besuch von Katzen mehr befürchten musste, fühlte ich mich eigentlich sicher! Doch was war das? Im Augenwinkel hatte ich ein Huschen aus der Tür auf die Terrasse gesehen. Sensibilisiert, aber müde schließe ich die Tür, aber schon nach kurzer Zeit erregt mich ein Kratzgeräusch von dort. Ich schleiche mich heran und beobachte nun hellwach, ohne mich zu regen.
Nach einigen Minuten taucht „ES“ auf und will wieder rein! EINE MAUS! Ich nenne sie Frau Tumpel-Gugerell, da alles seine Ordnung haben muss! Ich erschrecke sie und überlege schon, wie ich sie – ohne ihr weh zu tun – davon abhalten kann, ständig mein Heim im 15.Stock heimzusuchen.
So setze ich mich vor die Balkontür, die ich halb mit dem Türladen schließe, so dass nur noch ein kleiner Spalt offen ist, habe einen kleinen Karton für die Öffnung vorbereitet, in dem zudem Käse duftet, und halte über dem Karton ein Frühstücksbrettchen, das ich bei Bedarf blitzschnell fallen lassen kann! Die Maus ist gefangen und ich habe meine Ruhe. Wohlgedacht, aber die Durchführung bereitet Probleme! Nach einigen Minuten des Wartens zittern mir schon die Hände, die zudem schweißnass werden. Der Karton wackelt unruhig in meinen Händen und versehentlich fällt mir schon das Brettchen herunter. Endlich pirscht sich Frau Tumpel-Gugerell doch heran, langsam und den Schatten nutzend, aber ich sehe sie! Ruhe, Konzentration und Stärke sind gefragt! Beim zweiten Versuch raschelt es im Karton. Das Brettchen fallengelassen – und .... die Maus ist weg – meine Nerven flattern!
Mein liebevoller Versuch eines friedvollen Entfernens von Frau Tumpel-Gugerell sind gescheitert. Das heißt Krieg und geschlossene Türen!

Am nächsten Morgen zu dem Fachgeschäft, das mich mit Silikon, Draht und Schrauben versorgt und mit Händen und Füßen erklärt, was ich will. Der Menschenauflauf war enorm!
Am Ende hilft der „Baba“, der ein wenig Englisch versteht.Dabei will ich doch nur eine Farah-Falle oder wie das Ding heißt. Alle sind glücklich, als ich mit dem grünen Gitterwerk davonziehe und wünschen mir Glück! Die Konstruktion ist simpel, aber human, denn nicht wie in Deutschland, wo mit der Falle der Maus das Genick gebrochen wird, landet sie hier im Käfig, dessen Klapptür mit einer filigranen Drahtkonstruktion ausgelöst wird und du dann den „Gegner“ intensiv betrachten kannst!
Gekauft, angewendet und Frau Tumpel-Gugerell sitzt in der Falle! Aber sie lebt! Und was mache ich jetzt? Den Flugtest aus dem 15.Stock? Der Einsatz eines Schafotts? Die Drahtschlinge? Humanität, was ist das?

 

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