Samstag, den 5. 9 1998

 Fünfte Ausgabe 

 Liebe Freunde, wir sind in Cairo!

(Cairo, Ursi Frank) Nachdem ich an den letzten Pharaoes nicht mitwirken konnte, weil mich der Umzug zu sehr in Anspruch nahm, muß ich nun hier zu Papier und Bleistift, bzw Bildschirm greifen und einen ersten Lagebericht liefern. Dies ist sozusagen eine Notausgabe (nur Text), denn das Equipment zur Bildbearbeitung (Computer und Co) befindet  sich im Container und der steht momentan noch in Alexandria. Die Zollabfertigung kann hier dauern, wie wir von unserem Grenzübergang in Raffa wissen.

Aber zunächst mal der Reihe nach:
Nachdem der Container am 7.8. beladen war, mußte er noch übers Wochenende (genau bis Montag 5.55 Uhr) vor unserem Haus stehen, denn die Möbelpacker schafften es nicht,bis 18 Uhr fertig zu laden. Sie hatten zu wenig Umzugskartons dabei und mußten Nachschub aus Nürnberg holen. Das kostete natürlich Zeit. Nachdem die Möbel für Kairo aus dem Haus waren, mußten wir die Parterrewohnung noch gar ausräumen und den Inhalt auf Hobbyraum im Keller und Wohnung im 1.Stock verteilen. Dazwischen gab es ein Abschiedsfest nach dem anderen und Packen der Koffer und Reisetaschen für den Transport im Auto. Nach diesen Abschiedsfesten waren wir alle schon ein bisschen traurig, lassen wir doch Euch, bis auf einige wenige in Deutschland zurück und können nicht mal schnell zum Ratschen  vorbeischauen.

Endlich war am 15. 8 dann der große Tag da. Wir beluden unser Auto und stellten fest, daß es  viel zu viel "Notwendigstes" war. Also beschränkten wir uns auf das Allernötigste: Wein, Brandy, Sherry, ein paar Dosen Wurst, Knabbersachen blieben in Sachsen. Schließlich war das Auto randvoll. Wir winkten ein letztes mal zu unserer Nachbarin und düsten mit unserem schwangeren Wüstenschiff gegen 14 Uhr Richtung Süden.

Zum Kaffee trinken waren wir in Freising verabredet, um uns von einer früheren Kollegin (Inge Wostanis) von Peter zu verabschieden. Nach einem längeren Abschied mit Phototermin fuhren wir dann  weiter, denn das Abendessen hatten wir in München bei unseren Freunden Michael und Tullia bestellt. Das Übernachtungsquartier lag in Kaufbeuren bei Brigitte und Hans. Wir konnten dort mit unserem voll beladenen Auto im Hof parken und mußten nicht ausladen. Wir verbrachten einen ganz faulen Erholungstag (16.8.) in Kaufbeuren. Erholung hatten wir auch dringend nötig nach all dem Trubel rund um den Umzug. Am Montag den 18. 8. starteten wir dann endgültig  in unsere neue Zukunft.

Wir fuhren auf der Autobann über München und trafen bei Holzkirchen zufällig einen neuen Kollegen (Familie Röscher) von  Peter und seinen Betreuungslehrer. Das Hallo war groß. Wie wir später feststellten, wohnen  sie gleich bei uns um die Ecke, ein paar Minuten zu Fuß. Die beiden Kollegen nahmen den inzwischen wieder freigeräumten Weg über den Brenner. Wir fuhren die Tauernautobahn, um in Tullias Heimat (Friaul) noch eine Nacht zu verbringen. Am anderen Tag starteten wir  in Richtung Venedig und kamen dort viel zu früh an, denn die Fähre startete aber erst um 21 Uhr. Also beschlossen wir, mit einem kleinen Linienschiff zum Markusplatz zu schippern. Venedig fanden wir zum Abgewöhnen. Es war brechend voll, die Touris schoben sich durch die engen Gassen und drängten sich auf den Brücken. Wegen der vielen Tauben und der vielen Touris ist Venedig imWortsinnebeschissen. Wir waren froh, daß wir bald wieder zu unserem Fährhafen zurückkehren mußten. Unser Auto war sogar noch beladen. Die Fähre entpuppte sich als  ein Superschiff mit viel Komfort: Schwimmbad, Bar, Restaurant, Selfservice, Kino, Kinderunterhaltung. Die Kinder waren begeistert , erkundeten das  Schiff  und schlossen erste Freundschaften mit  Kindern mitfahrender Kollegen. Um 22 Uhr legten wir dann endlich ab und tuckerten langsam  aus der Lagune. Wir stellten fest, daß Kreuzfahrten nicht die richtige Art von Urlaub für uns ist. Man sitzt an Deck, liest oder stickt, unterhält sich, liest , unterhält sich, trinkt ein Bier, betrachtet das Wasser..... 

20.8.morgens: Wecken um 6.30 Uhr! Ohne Frühstück fuhren wir in Patras von Bord. Auf dem Weg nach Piräus verbrachten wir ein paar erholsame Stunden am Strand, wo wir als erstes frühstückten. Das Wasser war herrlich kühl und erfrischend, am Strand standen Duschen. Auf dem Weg nach Piräus sahen wir ein Schiff durch den Isthmus von Korinth schippern. Es hatte links und rechts etwa 50 cm Platz und kam durch. 
Um 16.30 startete die Nissos Kypros in Piräus. Was für ein Unterschied zur vorherigen Minoan Line! Das Schiff ist ein heruntergekommener Kahn Bj.1959. Der Motor  rumpelt , die Klimaanlage verbreitet einen ohrenbetäubenden Lärm, während der Fahrt laufen an Bord Renovierungsarbeiten. Das ganze Schiff strahlt den Charme des Verfalls aus (O-Ton Peter). Wir haben Pech mit unserer Kabine. Sie liegt im oberen, noch nicht renovierten Teil des Schiffes. Die Naßzelle besitzt keinen Duschvorhang. Bei jeder Säuberungsaktion ist alles durchweicht einschließlich Klopapier, Schaumkronen vom Shampoo schwappen am Boden im Rhythmus der Wellen. Wir trugen's mit Fassung, es blieb uns auch nichts anderes übrig. An Bord herrschten rauhe Sitten. Frühstück gab es von 7 - 9 Uhr. Danach wurde die Tür des Restaurants abgesperrt. Wer 5 Minuten zu spät kam, den bestrafte das Leben in Form eines knurrenden Magens. 

Am 21. 8. hielten wir zu einem Zwischenstop auf Rhodos. Wir hatten Zeit bis 16.30 Uhr für einen Stadtbummel.
Man konnte zu Fuß vom Fährhafen in 15 min bis zur Innenstadt laufen. Die Stadt mit ihren weitläufigen Befesti-
gungsanlagen gefiel uns sehr gut und wir werden hier sicherlich mal einen Zwischenstop für weitere Erkundungen einlegen. Um 16.15 kehrten wir zum Schiff zurück, doch wir konnten nicht an Bord gehen. Die Polizei hatte das ganze Gelände abgeriegelt. Wie wir später an Bord erfuhren, hatte es eine Bombendrohung gegeben. Das ganze Schiff wurde durchsucht, die neuen Passagiere einschließlich Ladung wurden eingehend durchsucht. Mit 1,5 Std Verspätung verließen wir den Hafen. 
Das Schiff flog nicht in die Luft und so erreichten wir am 22. 8. Den Hafen von Limassol/Cypern. Am 23.8 wurden wir wieder zu früher Stundde geweckt. Wieder um 7 Uhr ohne Frühstück von Bord im Hafen von Haifa. Trotz aller Befürchtungen gehen die Grenz- und  Zollformalitäten relativ schnell vonstatten. Kein Auto mußte ausgeräumt werden, Zollbeamte liefen nur mit Hunden um unsere Autos herum. Wir konnten Richtung Ägypten starten. Israel ist, zumindest an der Küste, ein sehr grünes Land. Überall wird bewässert und es macht auf uns einen gepflegten Eindruck. Wir werden es sicherlich einmal näher erkunden, wenn die Lage ruhig bleibt. Gegen 13 Uhr erreichten wir den Grenzübergang in Rafa. Überall gab es mannshohen Stacheldraht in mehreren Reihen hintereinander, bewaffnete Grenzpatroullien. Die Ausreiseformalitäten aus Israel dauerten ca. 1 Std. Hier muß jeder, der aus dem Land wieder heraus will 31US$ berappen, ein stolzer Preis. Dann konnten wir zum ägyptischen Grenzübergang weiterfahren. Was sich dann abspielte stellt jeden, der dieses Land mit dem eigenen Auto bereisen will, auf eine harte Probe. Zunächst mal mußten wir bis auf ein paar kleine Taschen das gesamte Auto ausräumen. Dann hatten es ihnen die Zargesboxen auf dem Auto angetan. Sie sahen verdächtig aus,  nachdem sie mit Schlössern versehen und mit Gurten auf dem Dachgepäckständer festgezurrt waren. Alles mußte geöffnet werden und wurde durchsucht. In den Boxen befanden sich unsere Betten, die Schulbücher, ein Anrufbeantworter 
(jetzt wissen wir, daß das eine answering-machine ist) und ein Bildeinlesegerät, den Peter kurzer Hand als Diasortiergerät deklarierte. Dann mußten wir noch einen Koffer öffnen. Sie erwischten den, mit der gebrauchten Wäsche von der Fähre. Dann hatten wir die Zollprozedur unbeschadet überstanden. Der Zoll entdeckte nichts wichtiges. Wir durften alles wieder einräumen und die Ladung auf dem Dach festzurren.

 

 

 
 

 

Es war inzwischen 15 Uhr. In Abständen von 20 bis 30 min kam ein Zollbeamter und versuchte die Fahrgestellnummer vom Rahmen unseres Autos abzurubbeln. Das mißlang jedes mal, denn sie ist anscheinend nicht tief genug eingeschlagen. Der Hinweis auf die Plakette mit Motor- und Fahrgestellnummer an gut sichtbarer Stelle im Motorraum wurde mißachtet. Von 16 - 17 Uhr war anscheinend Siesta, denn es lief gar nichts mehr. Dann kamen die restlichen  Kollegen, die schon seit Stunden draußen vor dem Tor warteten, an die Reihe. Dann, gegen 20 Uhr tat sich etwas: Wir erhielten alle der Reihe nach durchnummeriert unsere vorläufigen Zollkennzeichen. Wir erhielten die Nummer 103 (natürlich steht das in arabischen Ziffern auf dem Nummrrnschild).Wer nun dachte, wir seien mit der Prozedur fertig, hatte falsch gerechnet. Wir mußten noch eine weitere Stunde ausharren. Ein "wichtiges" Papier mußte noch kopiert werden. Da diese Grenzstation nicht mit einem Kopiergerät ausgestattet ist, mußte Herr Magdi, der Beauftragte der Schule, der den Kollegen im Umgang mit den ägyptischen Behörden behilflich ist, in den Ort Raffa fahren und die Kopien anfertigen lassen. Endlich, um 21 Uhr, es war inzwischen dunkel geworden, konnten wir unsere Autos besteigen und diesen Ort verlassen. Wir hatten beschlossen, nur in den nächstgelegenen größeren Ort, El Arish (ca.50 km von der Grenze entfernt) zufahren. Es ist nicht ungefährlich, nachts in Ägypten mit dem Auto zu fahren. Viele Autos fahren ohne Licht und blenden, wenn sie  dir begegnen, voll auf. Vielfach funktioniert nur noch 1 Scheinwerfer, oder manche langsamen Gefährte (Eselskarren)  besitzen überhaupt keine Beleuchtung. Da es in Ägypten keine Elche gibt, behelfen sich die Kinder Pharaos, erfinderisch wie sie sind, mit Ölfässern, die sie in Schlangenlinien auf der Straßen verteilen Sie sind zwar schön rot und weiß gestreift, jedoch nachts unbeleuchtet. Unser Dicker bestand auch diesen Härtetest und müde erreichten wir gegen 22 Uhr unser Hotel.

Am Morgen des 24. 8. labten wir uns erst mal am wirklich üppigen Frühstücksbüffet und bewunderten die schöne Lage des Hotels direkt am Meer. Man konnte von der Terrasse aus zum Wasser laufen. Alles ist gepflegt und schön mit Pflanzen begrünt. Im Konvoi zu je 3 - 4 Autos mit je einem ortskundigrn Kollegen düsten wir los und erreichten Kairo nach interessanter Fahrt gegen 16 Uhr. Dort übernahmen wir den Hausschlüssel und luden erst mal aus. Ihr stellt Euch nicht vor, wieviel Allernötigstes in unser Auto reinging. 
Das Haus ist schön hergerichtet, außen und innen neu gestrichen, der Wohnbereich neu gefliest. Die Tüncher haben jedoch ganze Arbeit geleistet. Alles, was sich ihrem Pinsel  in den Weg stellte, wurde nicht etwa abmontiert, sondern überstrichen: Lichtschalter, Steckdosen, Türgriffe und -beschläge, Lampenfassungen, nicht zu vergessen die Tropfen auf  Fliesen und Teppichboden. Die Farbe ist teilweise so dick aufgetragen, daß Türen, Fliegengitter und Fenster nicht mehr schließen. Die Vermieterin versprach, den Zimmermann zu schicken, die Sharella sollte die überflüssige Farbe im Haus entfernen.  

Am 25.8 rückten die Handwerker an, schliffen Türen, Fenster und Fliegengitter ab und reparierten die Klospülung und die Klingel. Die Sharella namens Wana kam tags darauf und schwang den Putzlappen. Nach ein paar Tagen harter Arbeit -  wir haben beide geschuftet, daß uns der Schweiß von der Stirn tropfte - sieht unsere neue Behausung zwar noch provisorisch, aber direkt wohnlich aus. Wir warten jetzt gespannt auf den Liefertermin des Containers. Hier haben wir uns so gut es geht eingelebt, die nächst gelegenen Einkaufsmöglichkeiten erkundet, das Fahren mit dem Auto im kairoer Verkehr erprobt, die wichtigsten Orientierungspunkte der nächsten Umgebung gelernt. Straßenschilder gibt es nur sehr wenige und sie sind teilweise nur arabisch beschriftet. Ich muß mich daran gewöhnen, daß ich eine Hausangestellte habe, der ich Anweisungen in Zeichensprache geben muß. Sie ist für die Säuberung des Hauses zuständig, spült das Geschirr, bügelt die Wäsche, schnippelt Gemüse, presst Lamuns aus für Saft (werde ich nicht verwöhnt?).  Darüber hinaus haben wir einen Gärtner. Er gießt den Garten, schneidet das Gras, fegt die Terrasse, entfernt verwelkte Blätter, wäscht das Auto und ist Mädchen für alles. Gestern hat er sogar den ganzen Nachmittag die angegammelten Rattanmöbel auf der Terrasse gestrichen. Einen Nachtwächter (Boab) gibt es auch noch. Er paßt auf, daß wir und unser Auto nicht über Nacht davongetragen werden. Heute früh hat er sich ganz besorgt nach dem Mister erkundigt, ob er in Ordnung sei. Das Auto stand noch vor dem Haus, da Peter mit einem Kollegen in die Schule mitgefahren ist. Er war ganz beruhigt, als ich ihm mitteilte, daß der Mister wohlauf und ok sei. Nicht zu vergessen: Wir haben eine Hauskatze! Sie erscheint morgens und abends und fordert mit kräftigem Maunzen etwas für den Magen. Sie bekommt dann etwas Milch, aber sie ist nicht zimperlich und frißt auch die Knorpel und kleineren Knochen unseres Hähnchens. Mit kräftigen Tritten gegen das Fliegengitter versucht sie ins Haus zu gelangen, um dort ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen. Aber auf diesem Ohr stelle ich mich taub. Natürlich braucht sie auch ihre Streicheleinheiten . Danach hält die ein Nickerchen auf "ihrem" Terrassenstuhl oder -tisch.

Seit 29. 8. Hat für Peter wieder die Schule begonnen mit einem pädagogischen Tag. Die Kinder müssen seit dem 31. 8. wieder etwas für den Ernst des Lebens tun. Wecken um 5.30 Uhr, um 6.25 Uhr fährt der Schulbus ab, dann 7 Stunden Unterricht, Stefan montags und dienstags 9 Stunden. Um 14 bzw. 16..30 kommen sie dann ausge-
hungert heim. Am ersten Schultag kamen sie ziemlich geknickt nach Hause, weil beide Physik und Chemie nachlernen müssen. Tina fehlen 1 Jahr Physik und Chemie, das beginnt hier schon in der 7.Klasse, Stefen fehlen 2 Jahre Chemie und ein Jahr Physik. Nachdem Peter sich die Lehrpläne besorgt hatte, stellte sich heraus, daß die ganze Sache nicht so wild ist. Das Nachlernen beschränkt sich auf ein paar Stoffbereiche. 

Seit 3 Tagen haben wir eine Schüssel  auf dem Dach und sind somit an das Informationswesen  der  Deutschen Welle angekoppelt.
 
Das war also unser Bericht und unsere ersten Eindrücke von unserer  neuen Umgebung. Wir hoffen, daß sich bis zum nächsten Pharao unser Leben insoweit normalisiert hat, als daß unsere diversen Computer wieder angeschlossen und funktionsfähig sind.

Unsere neue Telefon- und Faxnummer lautet:
00202 352 1756

Die  E-Mails sind gleich geblieben

frank_pu@hotmail.com 

frank_stefan007@hotmail.com  

frank_martina007@hotmail.com 

Impressum   Redaktion : Peter, Ursula, Stefan und Tina Frank  sowie wechselnde freie Mitarbeiter.  Erscheinungsweise : monatlich Stückpreis : Mailantwort (dann und wann)  Erscheinungsort : Im worldwidewaiting