Liebe Freunde, wir sind in Cairo!
(Cairo, Ursi Frank) Nachdem ich an den letzten
Pharaoes nicht mitwirken konnte, weil mich der Umzug zu sehr in Anspruch
nahm, muß ich nun hier zu Papier und Bleistift, bzw Bildschirm greifen
und einen ersten Lagebericht liefern. Dies ist sozusagen eine Notausgabe
(nur Text), denn das Equipment zur Bildbearbeitung (Computer und Co) befindet
sich im Container und der steht momentan noch in Alexandria. Die Zollabfertigung
kann hier dauern, wie wir von unserem Grenzübergang in Raffa wissen.
Aber zunächst mal der Reihe nach:
Nachdem der Container am 7.8. beladen war, mußte
er noch übers Wochenende (genau bis Montag 5.55 Uhr) vor unserem Haus
stehen, denn die Möbelpacker schafften es nicht,bis 18 Uhr fertig
zu laden. Sie hatten zu wenig Umzugskartons dabei und mußten Nachschub
aus Nürnberg holen. Das kostete natürlich Zeit. Nachdem die Möbel
für Kairo aus dem Haus waren, mußten wir die Parterrewohnung
noch gar ausräumen und den Inhalt auf Hobbyraum im Keller und Wohnung
im 1.Stock verteilen. Dazwischen gab es ein Abschiedsfest nach dem anderen
und Packen der Koffer und Reisetaschen für den Transport im Auto.
Nach diesen Abschiedsfesten waren wir alle schon ein bisschen traurig,
lassen wir doch Euch, bis auf einige wenige in Deutschland zurück
und können nicht mal schnell zum Ratschen vorbeischauen.
Endlich war am 15. 8 dann der große Tag
da. Wir beluden unser Auto und stellten fest, daß es viel zu
viel "Notwendigstes" war. Also beschränkten wir uns auf das Allernötigste:
Wein, Brandy, Sherry, ein paar Dosen Wurst, Knabbersachen blieben in Sachsen.
Schließlich war das Auto randvoll. Wir winkten ein letztes mal zu
unserer Nachbarin und düsten mit unserem schwangeren Wüstenschiff
gegen 14 Uhr Richtung Süden.
Zum Kaffee trinken waren wir in Freising verabredet,
um uns von einer früheren Kollegin (Inge Wostanis) von Peter zu verabschieden.
Nach einem längeren Abschied mit Phototermin fuhren wir dann
weiter, denn das Abendessen hatten wir in München bei unseren Freunden
Michael und Tullia bestellt. Das Übernachtungsquartier lag in Kaufbeuren
bei Brigitte und Hans. Wir konnten dort mit unserem voll beladenen Auto
im Hof parken und mußten nicht ausladen. Wir verbrachten einen ganz
faulen Erholungstag (16.8.) in Kaufbeuren. Erholung hatten wir auch dringend
nötig nach all dem Trubel rund um den Umzug. Am Montag den 18. 8.
starteten wir dann endgültig in unsere neue Zukunft.
Wir fuhren auf der Autobann über München
und trafen bei Holzkirchen zufällig einen neuen Kollegen (Familie
Röscher) von Peter und seinen Betreuungslehrer. Das Hallo war
groß. Wie wir später feststellten, wohnen sie gleich bei
uns um die Ecke, ein paar Minuten zu Fuß. Die beiden Kollegen nahmen
den inzwischen wieder freigeräumten Weg über den Brenner. Wir
fuhren die Tauernautobahn, um in Tullias Heimat (Friaul) noch eine Nacht
zu verbringen. Am anderen Tag starteten wir in Richtung Venedig und
kamen dort viel zu früh an, denn die Fähre startete aber erst
um 21 Uhr. Also beschlossen wir, mit einem kleinen Linienschiff zum Markusplatz
zu schippern. Venedig fanden wir zum Abgewöhnen. Es war brechend voll,
die Touris schoben sich durch die engen Gassen und drängten sich auf
den Brücken. Wegen der vielen Tauben und der vielen Touris ist Venedig
imWortsinnebeschissen. Wir waren froh, daß wir bald wieder zu unserem
Fährhafen zurückkehren mußten. Unser Auto war sogar noch
beladen. Die Fähre entpuppte sich als ein Superschiff mit viel
Komfort: Schwimmbad, Bar, Restaurant, Selfservice, Kino, Kinderunterhaltung.
Die Kinder waren begeistert , erkundeten das Schiff und schlossen
erste Freundschaften mit Kindern mitfahrender Kollegen. Um 22 Uhr
legten wir dann endlich ab und tuckerten langsam aus der Lagune.
Wir stellten fest, daß Kreuzfahrten nicht die richtige Art von Urlaub
für uns ist. Man sitzt an Deck, liest oder stickt, unterhält
sich, liest , unterhält sich, trinkt ein Bier, betrachtet das Wasser.....
20.8.morgens: Wecken um 6.30 Uhr! Ohne Frühstück
fuhren wir in Patras von Bord. Auf dem Weg nach Piräus verbrachten
wir ein paar erholsame Stunden am Strand, wo wir als erstes frühstückten.
Das Wasser war herrlich kühl und erfrischend, am Strand standen Duschen.
Auf dem Weg nach Piräus sahen wir ein Schiff durch den Isthmus von
Korinth schippern. Es hatte links und rechts etwa 50 cm Platz und kam durch.
Um 16.30 startete die Nissos Kypros in Piräus.
Was für ein Unterschied zur vorherigen Minoan Line! Das Schiff ist
ein heruntergekommener Kahn Bj.1959. Der Motor rumpelt , die Klimaanlage
verbreitet einen ohrenbetäubenden Lärm, während der Fahrt
laufen an Bord Renovierungsarbeiten. Das ganze Schiff strahlt den Charme
des Verfalls aus (O-Ton Peter). Wir haben Pech mit unserer Kabine. Sie
liegt im oberen, noch nicht renovierten Teil des Schiffes. Die Naßzelle
besitzt keinen Duschvorhang. Bei jeder Säuberungsaktion ist alles
durchweicht einschließlich Klopapier, Schaumkronen vom Shampoo schwappen
am Boden im Rhythmus der Wellen. Wir trugen's mit Fassung, es blieb uns
auch nichts anderes übrig. An Bord herrschten rauhe Sitten. Frühstück
gab es von 7 - 9 Uhr. Danach wurde die Tür des Restaurants abgesperrt.
Wer 5 Minuten zu spät kam, den bestrafte das Leben in Form eines knurrenden
Magens.
Am 21. 8. hielten wir zu einem Zwischenstop auf Rhodos. Wir hatten Zeit bis
16.30 Uhr für einen Stadtbummel.
Man konnte zu Fuß vom Fährhafen in 15 min bis zur
Innenstadt laufen. Die Stadt mit ihren weitläufigen Befesti-
gungsanlagen gefiel uns sehr gut und wir werden hier sicherlich
mal einen Zwischenstop für weitere Erkundungen einlegen.
Um 16.15 kehrten wir zum Schiff zurück, doch wir konnten
nicht an Bord gehen. Die Polizei hatte das ganze Gelände
abgeriegelt. Wie wir später an Bord erfuhren, hatte es
eine Bombendrohung gegeben. Das ganze Schiff wurde durchsucht,
die neuen Passagiere einschließlich Ladung wurden eingehend
durchsucht. Mit 1,5 Std Verspätung verließen wir
den Hafen.
Das Schiff flog nicht in die Luft und so erreichten wir am 22.
8. Den Hafen von Limassol/Cypern. Am 23.8 wurden wir wieder
zu früher Stundde geweckt. Wieder um 7 Uhr ohne Frühstück
von Bord im Hafen von Haifa. Trotz aller Befürchtungen
gehen die Grenz- und Zollformalitäten relativ schnell
vonstatten. Kein Auto mußte ausgeräumt werden, Zollbeamte
liefen nur mit Hunden um unsere Autos herum. Wir konnten Richtung
Ägypten starten. Israel ist, zumindest an der Küste,
ein sehr grünes Land. Überall wird bewässert
und es macht auf uns einen gepflegten Eindruck. Wir werden es
sicherlich einmal näher erkunden, wenn die Lage ruhig bleibt.
Gegen 13 Uhr erreichten wir den Grenzübergang in Rafa.
Überall gab es mannshohen Stacheldraht in mehreren Reihen
hintereinander, bewaffnete Grenzpatroullien. Die Ausreiseformalitäten
aus Israel dauerten ca. 1 Std. Hier muß jeder, der aus
dem Land wieder heraus will 31US$ berappen, ein stolzer Preis.
Dann konnten wir zum ägyptischen Grenzübergang weiterfahren.
Was sich dann abspielte stellt jeden, der dieses Land mit dem
eigenen Auto bereisen will, auf eine harte Probe. Zunächst
mal mußten wir bis auf ein paar kleine Taschen das gesamte
Auto ausräumen. Dann hatten es ihnen die Zargesboxen auf
dem Auto angetan. Sie sahen verdächtig aus, nachdem
sie mit Schlössern versehen und mit Gurten auf dem Dachgepäckständer
festgezurrt waren. Alles mußte geöffnet werden und
wurde durchsucht. In den Boxen befanden sich unsere Betten,
die Schulbücher, ein Anrufbeantworter
(jetzt wissen wir, daß das eine answering-machine ist)
und ein Bildeinlesegerät, den Peter kurzer Hand als Diasortiergerät
deklarierte. Dann mußten wir noch einen Koffer öffnen.
Sie erwischten den, mit der gebrauchten Wäsche von der
Fähre. Dann hatten wir die Zollprozedur unbeschadet überstanden.
Der Zoll entdeckte nichts wichtiges. Wir durften alles wieder
einräumen und die Ladung auf dem Dach festzurren.
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Es war inzwischen 15 Uhr. In Abständen von 20 bis 30 min
kam ein Zollbeamter und versuchte die Fahrgestellnummer vom Rahmen
unseres Autos abzurubbeln. Das mißlang jedes mal, denn sie
ist anscheinend nicht tief genug eingeschlagen. Der Hinweis auf
die Plakette mit Motor- und Fahrgestellnummer an gut sichtbarer
Stelle im Motorraum wurde mißachtet. Von 16 - 17 Uhr war
anscheinend Siesta, denn es lief gar nichts mehr. Dann kamen die
restlichen Kollegen, die schon seit Stunden draußen
vor dem Tor warteten, an die Reihe. Dann, gegen 20 Uhr tat sich
etwas: Wir erhielten alle der Reihe nach durchnummeriert unsere
vorläufigen Zollkennzeichen. Wir erhielten die Nummer 103
(natürlich steht das in arabischen Ziffern auf dem Nummrrnschild).Wer
nun dachte, wir seien mit der Prozedur fertig, hatte falsch gerechnet.
Wir mußten noch eine weitere Stunde ausharren. Ein "wichtiges"
Papier mußte noch kopiert werden. Da diese Grenzstation
nicht mit einem Kopiergerät ausgestattet ist, mußte
Herr Magdi, der Beauftragte der Schule, der den Kollegen im Umgang
mit den ägyptischen Behörden behilflich ist, in den
Ort Raffa fahren und die Kopien anfertigen lassen. Endlich, um
21 Uhr, es war inzwischen dunkel geworden, konnten wir unsere
Autos besteigen und diesen Ort verlassen. Wir hatten beschlossen,
nur in den nächstgelegenen größeren Ort, El Arish
(ca.50 km von der Grenze entfernt) zufahren. Es ist nicht ungefährlich,
nachts in Ägypten mit dem Auto zu fahren. Viele Autos fahren
ohne Licht und blenden, wenn sie dir begegnen, voll auf.
Vielfach funktioniert nur noch 1 Scheinwerfer, oder manche langsamen
Gefährte (Eselskarren) besitzen überhaupt keine
Beleuchtung. Da es in Ägypten keine Elche gibt, behelfen
sich die Kinder Pharaos, erfinderisch wie sie sind, mit Ölfässern,
die sie in Schlangenlinien auf der Straßen verteilen Sie
sind zwar schön rot und weiß gestreift, jedoch nachts
unbeleuchtet. Unser Dicker bestand auch diesen Härtetest
und müde erreichten wir gegen 22 Uhr unser Hotel.
Am Morgen des 24. 8. labten wir uns erst mal am
wirklich üppigen Frühstücksbüffet und bewunderten die
schöne Lage des Hotels direkt am Meer. Man konnte von der Terrasse
aus zum Wasser laufen. Alles ist gepflegt und schön mit Pflanzen begrünt.
Im Konvoi zu je 3 - 4 Autos mit je einem ortskundigrn Kollegen düsten
wir los und erreichten Kairo nach interessanter Fahrt gegen 16 Uhr. Dort
übernahmen wir den Hausschlüssel und luden erst mal aus. Ihr
stellt Euch nicht vor, wieviel Allernötigstes in unser Auto reinging.
Das Haus ist schön hergerichtet, außen
und innen neu gestrichen, der Wohnbereich neu gefliest. Die Tüncher
haben jedoch ganze Arbeit geleistet. Alles, was sich ihrem Pinsel
in den Weg stellte, wurde nicht etwa abmontiert, sondern überstrichen:
Lichtschalter, Steckdosen, Türgriffe und -beschläge, Lampenfassungen,
nicht zu vergessen die Tropfen auf Fliesen und Teppichboden. Die
Farbe ist teilweise so dick aufgetragen, daß Türen, Fliegengitter
und Fenster nicht mehr schließen. Die Vermieterin versprach, den
Zimmermann zu schicken, die Sharella sollte die überflüssige
Farbe im Haus entfernen.
Am 25.8 rückten die Handwerker an, schliffen
Türen, Fenster und Fliegengitter ab und reparierten die Klospülung
und die Klingel. Die Sharella namens Wana kam tags darauf und schwang den
Putzlappen. Nach ein paar Tagen harter Arbeit - wir haben beide geschuftet,
daß uns der Schweiß von der Stirn tropfte - sieht unsere neue
Behausung zwar noch provisorisch, aber direkt wohnlich aus. Wir warten
jetzt gespannt auf den Liefertermin des Containers. Hier haben wir uns
so gut es geht eingelebt, die nächst gelegenen Einkaufsmöglichkeiten
erkundet, das Fahren mit dem Auto im kairoer Verkehr erprobt, die wichtigsten
Orientierungspunkte der nächsten Umgebung gelernt. Straßenschilder
gibt es nur sehr wenige und sie sind teilweise nur arabisch beschriftet.
Ich muß mich daran gewöhnen, daß ich eine Hausangestellte
habe, der ich Anweisungen in Zeichensprache geben muß. Sie ist für
die Säuberung des Hauses zuständig, spült das Geschirr,
bügelt die Wäsche, schnippelt Gemüse, presst Lamuns aus
für Saft (werde ich nicht verwöhnt?). Darüber hinaus
haben wir einen Gärtner. Er gießt den Garten, schneidet das
Gras, fegt die Terrasse, entfernt verwelkte Blätter, wäscht das
Auto und ist Mädchen für alles. Gestern hat er sogar den ganzen
Nachmittag die angegammelten Rattanmöbel auf der Terrasse gestrichen.
Einen Nachtwächter (Boab) gibt es auch noch. Er paßt auf, daß
wir und unser Auto nicht über Nacht davongetragen werden. Heute früh
hat er sich ganz besorgt nach dem Mister erkundigt, ob er in Ordnung sei.
Das Auto stand noch vor dem Haus, da Peter mit einem Kollegen in die Schule
mitgefahren ist. Er war ganz beruhigt, als ich ihm mitteilte, daß
der Mister wohlauf und ok sei. Nicht zu vergessen: Wir haben eine Hauskatze!
Sie erscheint morgens und abends und fordert mit kräftigem Maunzen
etwas für den Magen. Sie bekommt dann etwas Milch, aber sie ist nicht
zimperlich und frißt auch die Knorpel und kleineren Knochen unseres
Hähnchens. Mit kräftigen Tritten gegen das Fliegengitter versucht
sie ins Haus zu gelangen, um dort ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen.
Aber auf diesem Ohr stelle ich mich taub. Natürlich braucht sie auch
ihre Streicheleinheiten . Danach hält die ein Nickerchen auf "ihrem"
Terrassenstuhl oder -tisch.
Seit 29. 8. Hat für Peter wieder die Schule
begonnen mit einem pädagogischen Tag. Die Kinder müssen seit
dem 31. 8. wieder etwas für den Ernst des Lebens tun. Wecken um 5.30
Uhr, um 6.25 Uhr fährt der Schulbus ab, dann 7 Stunden Unterricht,
Stefan montags und dienstags 9 Stunden. Um 14 bzw. 16..30 kommen sie dann
ausge-
hungert heim. Am ersten Schultag kamen sie ziemlich
geknickt nach Hause, weil beide Physik und Chemie nachlernen müssen.
Tina fehlen 1 Jahr Physik und Chemie, das beginnt hier schon in der 7.Klasse,
Stefen fehlen 2 Jahre Chemie und ein Jahr Physik. Nachdem Peter sich die
Lehrpläne besorgt hatte, stellte sich heraus, daß die ganze
Sache nicht so wild ist. Das Nachlernen beschränkt sich auf ein paar
Stoffbereiche.
Seit 3 Tagen haben wir eine Schüssel
auf dem Dach und sind somit an das Informationswesen der Deutschen
Welle angekoppelt.
Das war also unser Bericht und unsere ersten
Eindrücke von unserer neuen Umgebung. Wir hoffen, daß
sich bis zum nächsten Pharao unser Leben insoweit normalisiert hat,
als daß unsere diversen Computer wieder angeschlossen und funktionsfähig
sind.
Unsere neue Telefon- und
Faxnummer lautet:
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Tina Frank sowie wechselnde freie Mitarbeiter. Erscheinungsweise
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